Ab Juli 2021 müssen alle Einweg-Periodenprodukte in der Europäischen Union ein „Produkt enthält Kunststoff“-Logo tragen, auch die, die 0 % ölbasierte Plastiken enthalten.
Die neue Entscheidung der Europäischen Kommission ist Teil der Einwegplastik-Richtlinie,1 die sich mit den am stärksten verschmutzenden Produkten auf europäischen Stränden befasst, darunter auch andere Produkte wie Angelzubehör, Getränkebecher, Feuchttücher aus Plastik und Zigarettenfilter.
Bei Menstruationsprodukten unterscheidet die Einwegplastik-Richtlinie nicht zwischen Erdöl-basieren Plastikarten und Pflanzen-basierten Plastikarten, was bedeutet, dass selbst ein Produkt, das als kompostierbar zertifiziert ist, das Logo tragen muss.
Das „Produkt enthält Kunststoff“-Logo („Plastic in Product“-Logo) bildet eine sterbende Schildkröte ab. Das Logo muss nach der neuen Richtlinie auf allen in der EU verkauften Menstruationsprodukten erscheinen, auch auf solchen, die ohne Erdöl hergestellt werden. Dies führt zu einem großen Kommunikationsproblem für Periodenmarken, die versuchen, biologisch abbaubare Alternativen anzubieten
Menstruationsprodukte haben ein enormes Verschmutzungspotenzial, da die meisten Menstruationsbinden üblicherweise 90 % Plastik enthalten2, oder den Gegenwert von 5 Plastiktüten in einer Packung ausmachen3. Zero Waste Europe berichtet, dass im Jahr 2017 in den 28 Mitgliedsstaaten über 49 Milliarden Einheiten von Menstruationsprodukten verbraucht wurden, wodurch 590.000 Tonnen Abfall entstanden sind4. Aufgrund der Tendenz von menstruierenden Menschen, Menstruationsprodukte herunterzuspülen, sind sie ein Problem für die Verschmutzung von Stränden, und sind eine der häufigsten Ursachen für verstopfte Abflüsse5.
Für Marken wie Natracare, die Produkte aus kompostierbaren und erneuerbaren Materialien anbieten6, bedeutet diese Richtlinie sehr widersprüchliche Werbeaussagen für den Konsumenten.
„Wir sind stolz darauf, dass unsere Produkte eine unabhängige „Plastic Free“-Zertifizierung tragen, was bedeutet, dass sie keinen erdölbasierten Plastik enthalten. Wenn nun ein zweites, gegensätzliches Logo daneben steht, das durch diese neue Richtlinie erzwungen wird, wird das sehr verwirrend für unsere Kunden” – Susie Hewson, Gründerin und Direktorin von Natracare.
Hewsons Meinung ist unterstützend, aber dennoch frustriert über die Richtlinie: „Dies war eine übereilte Publikation, und es scheint, dass das Thema der biologisch abbaubaren Plastiken nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Als ein Unternehmen, das in der Nachhaltigkeit verwurzelt ist, unterstützen wir die Ziele der Richtlinie sehr, aber wir sind der Meinung, dass dieser Schritt keine Anreize für Hersteller von ölbasierten Plastikprodukten schaffen wird, auf ökologischere Materialien umzusteigen.”
Hewson und weitere Experten haben versucht, sich bei der Europäischen Union dafür einzusetzen, dass die Auswirkungen auf Marken, die ökologische Alternativen anbieten, berücksichtigt werden, aber im Moment gibt es keine Anzeichen von Bewegung oder Beachtung für Marken wie Natracare.
Verweise
- Europäische Union – Leitlinien der Kommission über Einwegkunststoffartikel in Übereinstimmung mit der Richtlinie (EU) 2019/904 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt.
- Natracare – Natürliche Materialien.
- WEN – Wen raises awareness of hidden plastic and chemicals in conventional menstrual products and promotes reusable and organic options.
- Natracare – Wie viel Plastik steckt eigentlich in Binden?
- Zero Waste Europe – Single-use Menstrual Products, Nappies and Wet Wipes, [PDF]
- AlloDébouchage – WC et toilette bouché : 10 causes fréquentes !
Anmerkungen für Redakteure
Natracare ist das erste Unternehmen der Welt, das plastikfreie, zertifizierte Bio-Baumwolltampons und völlig chlorfreie Menstruationsbinden und Slipeinlagen anbietet. Natracare Produkte sind biologisch abbaubar und können sogar kompostiert werden. Susie Hewson gründete die Marke 1989 als Reaktion auf die wachsende Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch die Dioxinbelastung in der Zellstoffindustrie mit der Chlorbleiche von Papierprodukten.